Ayurveda im Herbst: die Vata-Zeit bei Hunden, Pferden und ihre Menschen
Während ich dies hier schreibe, weht der Wind pfeifend ums Haus. Die ersten gelben Blätter tanzen durch die Luft, und es ist spürbar kühler geworden. Noch am vergangenen Wochenende konnten wir zwei richtig warme Herbsttage genießen, aber jetzt ist es Zeit, die Heizung anzustellen und die erste Wärmflasche zu füllen, damit meine Füße warm bleiben.
Der Herbst zeigt sich von seiner typischen Seite: wechselhaft, windig, kühl und insgesamt eher unruhig. Mit diesen Qualitäten beschreibt der Ayurveda die Vata-Zeit.
Wir Menschen spüren diese Eigenschaften deutlich: mit kalten Füßen, trockener Haut (was sich bei mir durch fürchterlich juckende Schienbeine zeigt 🙈), dem Bedürfnis, uns in eine Decke zu kuscheln, und manchmal auch mit einer gewissen inneren Unruhe. Mich macht ein zu starker Wind, der an meinen Haaren zerrt und mir um die Ohren fegt, richtig hibbelig.
Unsere Tiere erleben diese Jahreszeit auf ihre ganz eigene Weise: Hunde und Pferde befinden sich jetzt mitten im Fellwechsel, ihr Stoffwechsel arbeitet auf Hochtouren, um sich auf die kältere Zeit vorzubereiten. Gerade die Vata-geprägten Tiere können in dieser Phase sehr sensibel reagieren.
Mein eigener Vata-Rüde zum Beispiel mag den Wind überhaupt nicht, vor allem dann, wenn er ihm von hinten unter den Schwanz fegt und zeitgleich die Ohren flattern. In solchen Momenten ist er sehr unruhig und man könnte ihn, wenn man wollte, noch schneller aufdrehen 😉. Auch seine Verdauung zeigt in diesen Tagen deutlich, wie sehr ihn die Vata-Qualitäten bewegen: nämlich wechselhaft - von fest zu mal etwas weicher.
Bei Pferden sehe ich in dieser Jahreszeit ähnliche Erscheinungen. Vata-Pferde zeigen oft kühle untere Extremitäten oder trockene Schleimhäute im Maul. Sie wirken dann schneller unruhig, sind leichter ablenkbar und können empfindlicher auf die Veränderungen im Stall, oder Futterumstellungen reagieren.
In diesem Artikel erfährst du …
was die Vata-Zeit im Herbst/ Winter im Ayurveda bedeutet,
wie sich diese Jahreszeit auf Hunde, Pferde und auch uns Menschen auswirkt,
welche typischen Anzeichen für ein erhöhtes Vata du bei deinem Tier beobachten kannst,
und mit welchen Ayurveda-Empfehlungen und kleinen Ritualen du Hund, Pferd und dich selbst in dieser Zeit unterstützen kannst.
„Das Richtige stets zur richtigen Zeit“
Die Vata-Energie im Herbst
Im Ayurveda gilt: Ein Leben im Rhythmus der Jahreszeiten gehört zu den wichtigsten gesundheitsfördernden Maßnahmen. Jede Jahreszeit bringt ihre eigenen Qualitäten mit, die das innere Gleichgewicht von Mensch und Tier beeinflussen. Der Herbst und Winter werden dabei traditionell der Vata-Zeit zugeordnet, sie umfasst die Monate von Oktober bis Februar.
Vata steht für die Elemente Luft und Äther und trägt die Eigenschaften trocken, kühl, leicht, beweglich, subtil, rau und klar.
Wenn wir nach draußen schauen, sehen wir diese Qualitäten deutlich: der Wind weht, die Luft ist kühler und trockener. Genau diese Einflüsse wirken auf uns Menschen und unsere Tiere, besonders dann, wenn sie ohnehin eine Vata-dominierte Konstitution mitbringen.
Die verstärkten Vata-Eigenschaften können sich folgendermaßen zeigen:
Beim Menschen: kalte Hände und Füße, trockene Haut und innere Unruhe bis hin zu Schlafstörungen.
Bei Hunden und Pferden: sensibleres Verhalten, wechselhafte Verdauung oder ein erhöhtes Bedürfnis nach Ruhe und Wärme.
Die Vata-Zeit bringt also nicht nur Herausforderungen mit sich, sondern auch eine Einladung, bewusster mit uns selbst und unseren Tieren umzugehen. Wärme und Struktur in den Alltag einzubauen und das Tempo ein wenig zu drosseln.
Hunde in der Vata-Zeit
Bei Hunden zeigt sich die Wirkung der Vata-Zeit ähnlich wie bei uns Menschen, aber mit einigen tierischen Besonderheiten 😉. Das Verdauungsfeuer (Agni) vieler Hunde wird durch Kälte, Trockenheit und wechselnde Umwelteinflüsse instabiler. Besonders sensibel reagieren Hunde, die ohnehin eine Vata-betonte Konstitution haben.
Typische Auswirkungen bei Hunden in der Vata-Zeit können sein:
wechselnder Appetit, manchmal Heißhunger, dann wieder Appetitlosigkeit oder Mäkeligkeit,
Blähungen, Verstopfung oder schwankende Kotkonsistenz,
nervöses, überdrehtes Verhalten, schlechtere Entspannungsfähigkeit,
stumpferes, schuppiges Fell, trockene Haut und Schleimhäute,
manche Hunde verlieren sogar Gewicht, obwohl die Fütterung gleich geblieben ist.
Ayurveda-Empfehlungen für Hunde in der Vata-Zeit
Wärmende, feuchte Mahlzeiten: warme, suppige Gerichte mit Fleisch (z. B. Rind, Wild, Ziege oder Geflügel), Kürbis oder Karotten stabilisieren das Verdauungsfeuer (Agni).
Getreide: sollte immer warm und gut durchgekocht gefüttert werden. Zur Vata-Regulation eignen sich vor allem glutenfreie Haferflocken in Form von Haferbrei oder Haferschleim, sowie gut durchgekochter Reis.
Fette & Öle: Ghee gleicht Trockenheit aus und unterstützt das Verdauungsfeuer.
Milde Gewürze: Ingwer oder Fenchel fördern die Verdauung sanft und senken Vata.
Regelmäßigkeit: feste Fütterungszeiten und Ruhe beim Fressen bringen Stabilität.
Vermeiden: kalte, rohe oder sehr trockene Nahrung, die Vata-Beschwerden verstärken kann.
Massagen: sanfte Bauchmassagen helfen bei Blähungen; beruhigende Ganzkörpermassagen wirken ausgleichend auf Vata.
Wärme & Sicherheit: ein geschützter Schlafplatz und vertraute Routinen fördern Ruhe und Geborgenheit.
Gerade in der Vata-Zeit zeigt sich, wie wertvoll Wärme, Struktur und Erdung sind – sowohl in der Ernährung als auch im Alltag unserer Hunde.
Pferde in der Vata-Zeit
Auch Pferde sind in der Vata-Jahreszeit stark gefordert. Der Fellwechsel beansprucht den Stoffwechsel, während Wind, Kälte und trockene Luft den Organismus zusätzlich belasten. Besonders Vata-dominierte Pferde, die generell feinfühlig sind, reagieren in dieser Zeit empfindlich.
Typische Auswirkungen bei Pferden in der Vata-Zeit können sein:
kühle untere Extremitäten, trockene Haut oder trockene Schleimhäute im Maul,
mehr Unruhe, Schreckhaftigkeit oder ein erhöhtes Bedürfnis nach Sicherheit,
Verspannungen oder Schmerzen im Bewegungsapparat,
Verstopfungskoliken oder wechselhafte Verdauung,
Schwierigkeiten, Gewicht zu halten, trotz gleichbleibender Fütterung.
Ayurveda-Empfehlungen für Pferde in der Vata-Zeit
Wärme & Schutz: Zugluft sollte vermieden werden. Vata-Pferde freuen sich über eine gemütliche, trockene Einstreu und bei Wind, Kälte oder Nässe über eine leichte Decke.
Fütterung: keine langen Fresspausen, ruhiges, kontinuierliches Fressen ohne Herdenstress ist in dieser Zeit besonders wertvoll. Wärmendes Mash oder warm eingeweichte Heucobs tun in der Vata-Zeit besonders gut.
Öle & Saaten: Pferde vertragen kein Ghee, aber eine kleine Handvoll Saaten, z. B. Sonnenblumenkerne, unterstützt sie gut. Auch ein süßer Apfel oder Karotten in Maßen können als Vata-ausgleichende Leckerbissen dienen.
Gewürze: Fenchel- und Anissamen können auch Pferden helfen, die Verdauung zu unterstützen und Vata zu beruhigen.
Regelmäßigkeit: klare Tagesabläufe mit festen Fütterungs- und Bewegungszeiten geben Sicherheit. Training in der Vata-Zeit von etwa 14:00–18:00 Uhr, mit einem Höhepunkt gegen 16:00 Uhr, kann anstrengend sein und zu mangelnder Konzentration führen, daher in dieser Phase besser etwas ruhiger trainieren.
Bewegung: moderate, ruhige und gleichmäßige Bewegung wirkt stabilisierend, eine sorgfältige Aufwärmphase ist jetzt besonders wichtig.
Berührung: Vata beruhigt sich durch liebevolle Berührung. Besonders wohltuend sind Vata-regulierende Ganzkörpermassagen, sowie warme Ingwerwickel bei Verspannungen im Bereich des Vata-Sitzes. Nimm dir in dieser Zeit auch beim Putzen etwas mehr Zeit, das schenkt Ruhe und Nähe. Ein warmes Dinkelkissen nach dem Reiten hilft zusätzlich deinem Pferd, Verspannungen zu lösen und die Wärme zu halten.
👉 an dieser Stelle ein Hinweis zur Ölmassage bei Pferden in der Vata-Zeit:
Im klassischen Ayurveda gilt Öl als wichtigstes Mittel, um Vata zu beruhigen. Für uns Menschen sind warme Öl-Massagen (z.B. Abhyanga) tatsächlich sehr wohltuend. Bei Pferden ist das jedoch in der Praxis kaum umsetzbar: Öl auf das Fell aufzutragen würde bedeuten, das ganze Tier anschließend gründlich zu waschen und in Wärme zu trocknen, sonst kühlen sie zu stark aus. Das ist nur unter besonderen Bedingungen (z. B. mit Solarium im Stall) möglich.
Darum empfehle ich in der Vata-Zeit für Pferde eher mit trockenen, warmen Pindas zu arbeiten. Sie lassen sich gezielt einsetzen, ohne dass das Pferd auskühlt.
Im Sommer dagegen sind Ölmassagen eine sehr schöne Möglichkeit, Pferde auf die kommende Vata-Zeit vorzubereiten.
✨ Wenn du deinem Hund oder Pferd etwas Besonderes schenken möchtest, schau dir gerne meine Angebote zu den Ayurveda-Massagen an.
Mensch & Tier gemeinsam durch die Vata-Zeit
Der Ayurveda zeigt uns, wie eng wir mit unseren Tieren und auch mit der Natur verbunden sind. Denn was uns selbst bewegt, der Wind, die Trockenheit oder die innere Unruhe, spüren auch sie auf ihre Weise.
Der Herbst ist nicht nur die Jahreszeit, in der es draußen langsam ungemütlich wird. Er ist auch die Zeit des Rückzugs. Die Natur zieht ihre Kräfte ins Innere zurück, die Bäume lassen ihre Blätter fallen, die Tage werden kürzer und stiller. Und auch wir Menschen ziehen uns, im wahrsten Sinne des Wortes, in unsere Wohnungen und Häuser zurück. Die Pitta-Zeit des Sommers, mit viel Hitze und dem Blick nach außen, ist vorbei: die Abende im Biergarten, das Grillen mit Freunden, das Treffen vieler Menschen im Freien.
All das verstehe ich als Einladung, das Tempo zu drosseln, nach innen zu lauschen und in der Ruhe neue Kraft zu finden. Wir müssen nicht das ganze Jahr mit Vollgas unterwegs sein. Die Natur macht es uns vor.
Gerade jetzt können kleine gemeinsame Rituale wohltuend sein: ein achtsamer Spaziergang durch das raschelnde Laub, ohne Handy, dafür mit einem Ohr beim Wind in den Bäumen. Ein bewusstes, ruhiges Putzen des Pferdes, das nicht nur Fellpflege, sondern auch Nähe schenkt – vielleicht auch mit den Händen nachstreichen, sich ins Fell einfühlen und an kühleren Stellen etwas länger verweilen, es muss nicht immer gleich die große Abhyanga-Massage sein 😉. Oder ein gemütlicher Abend mit einer duftenden Tasse Tee und einer wohltuenden Fussmassage, während dein Hund neben dir schläft und draußen der Wind ums Haus fegt.
Der Ayurveda erinnert uns daran: Wir sind Teil der Natur. Wenn wir mit den Jahreszeiten gehen, anstatt gegen sie zu arbeiten, können wir selbst einen oft ungeliebten Herbst mit seinen Vata-Qualitäten von Wind und Unruhe auch von seiner schönen Seite erleben. Erdende Routinen, Wärme und Geborgenheit bringen Mensch und Tier gleichermaßen in Balance. So wird die Vata-Zeit zu einer Jahreszeit des Rückzugs und zugleich zu einer Zeit, die Mensch, Tier und Natur verbindet.
Natürlich darfst du all diese schönen Rituale auch das ganze Jahr über praktizieren – in der Vata-Zeit aber tun sie besonders gut, vor allem den Vata-Persönlichkeiten unter uns.
✨ Möchtest du dein Tier in dieser besonderen Zeit unterstützen?
Ich begleite dich gerne mit:
1:1-Betreuung für Hunde & Pferde – individuell abgestimmt mit Ayurveda und Naturheilkunde,
Ernährungsberatung für Hunde – mit persönlichen ayurvedischen Empfehlungen,
Ayurveda-Massagen – wohltuend für deinen Hund oder dein Pferd
Auch in meinem 💌 Newsletter teile ich regelmäßig Impulse, wie du Hund und Pferd jahreszeitlich begleiten kannst.
Quellenangaben & Bildnachweis:
Alle Bilder stammen aus der Canva Pro-Bibliothek und sind dort lizenziert. Das Foto mit den Pindas auf dem Pferderücken stammt aus meinem eigenen Archiv.
Seminarunteralgen - Ausbildung zum Ayurveda-Tiertherapeut - Theresa Rosenberg
Tierisch ayurvedisch - Theresa Rosenberg - Unimedica Verlag 2025
Gewürzmedizin des Ayurveda - Dipl. oec. troph. Maria Hufnagl. - TRIAS Verlag 2024
Heilsames Kochen mit Ayurveda - Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer / Volker Mehl - GU Verlag - 2. Auflage 2021