Was ist Agni im Ayurveda?

Das ayurvedische Verdauungsfeuer bei Hund und Pferd einfach erklärt - und was das alles mit “Feuermachen” zu tun hat.

Stell dir vor, du sitzt gemütlich in deinem Schaukelstuhl vor einem knisternden Kaminfeuer. Nach einiger Zeit glimmt es nur noch ein wenig vor sich hin – und wenn du nicht nachlegst, würde es ganz ausgehen.
Du greifst zum nächsten Holzscheit, stellst aber fest, dass dieser feucht, schwer und wahrscheinlich auch zu groß ist.
Du legst ihn trotzdem auf. Was wird höchstwahrscheinlich passieren?
Genau … das Feuer geht aus.

Oder du machst es andersherum: Du gibst in ein loderndes, starkes Feuer nur ein paar trockene Zweige.
Sie würden verpuffen und es kann sich kein richtiger Glutkern bilden.
Denn Holz und Feuer müssen zueinander passen, damit es gut brennt.

Genauso ist es mit Agnidem Verdauungsfeuer im Ayurveda.
Nicht jedes Tier kann jedes Futter gleich gut verarbeiten.
Nicht, weil das Futter „schlecht“ ist. Sondern, weil es nicht zu dem passt, was das Tier an Verdauungskraft mitbringt.

Ich habe das mit meiner Hündin Maja erlebt.
Viele Jahre lang wurde sie gebarft. Das hat wunderbar funktioniert – bis es das plötzlich nicht mehr tat, als sie älter wurde.
Ihr Fell veränderte sich. Ihre Verdauung wurde träger, und sie litt immer öfter unter Verstopfung. Ihre Muskulatur ging zurück, und sie wurde etwas fülliger, obwohl sich an der Fütterung nichts geändert hatte.
Und ich stand da – mit meinem Wissen als BARF-Beraterin – und spürte: Irgendetwas stimmt nicht mehr, obwohl alles perfekt berechnet und abgestimmt war.
Aber so richtig wusste ich noch nicht, was.

Erst während meiner Ausbildung zur Ayurveda-Tiertherapeutin wurde mir klar:
Maja hatte einfach nicht mehr genug Verdauungskraft, um das rohe und damit schwere Futter zu verdauen. Ihr Agni war schwächer, als früher – was im Alter, wenn das Vata-Dosha steigt, völlig normal ist.
Und das Futter, das früher ideal war, war jetzt wie ein nasser Holzscheit auf einer kleinen Flamme.

Seitdem denke ich völlig anders über Fütterung.
Denn Maja sollte nicht der einzige Fall in meiner Praxis bleiben. Ich erlebe es tatsächlich immer wieder ganz ähnlich.
Seitdem stimme ich jede Fütterung auf die jeweilige Verdauungskraft des Tieres ab – und das gilt für Hunde und Pferde gleichermaßen.

In diesem Artikel möchte ich dir zeigen, was Agni bedeutet, wie du die verschiedenen Agni-Typen erkennst – und warum es sich lohnt, nicht nur auf das Futter zu schauen, sondern auch auf das, was dein Tier daraus machen kann.

Inhaltsverzeichnis: 
  1. Was ist Agni – und warum ist es so wichtig für die Gesundheit von Hunden & Pferden?
  2. Die vier Agni-Typen – und wie sie sich bei Hund und Pferd zeigen
  3. Ama – die Rückstände im Körper unserer Tiere
  4. Woran du ein gestörtes Agni erkennen kannst
  5. Was du für ein gesundes Agni tun kannst
  6. Fazit: Agni verstehen heißt auch, dein Tier tiefer zu sehen

Was ist Agni – und warum ist es so wichtig für die Gesundheit von Hunden & Pferden?

Vielleicht fragst du dich jetzt: Was genau ist denn dieses Agni – dieses „Verdauungsfeuer“, von dem im Ayurveda so oft die Rede ist?

Agni ist mehr als nur die Fähigkeit, Futter in Nährstoffe zu zerlegen.
Es ist die transformierende Kraft im Inneren – das, was Nahrung in Energie, Kraft, Wärme, Stabilität und Lebendigkeit verwandelt.
Ein starkes Agni ist aus ayurvedischer Sicht die Voraussetzung für Gesundheit. Nicht nur auf körperlicher Ebene, sondern auch für ein gutes Immunsystem, ein stabiles Nervensystem und nicht zuletzt für die mentale Gesundheit.

Denn…

Hund sitzt vor zwei Futternäpfen mit unterschiedlichem Inhalt – Symbolbild für die ayurvedische Fütterung je nach Verdauungskraft (Agni)

“Du bist, was du verdauen kannst.”

Dr. Janna Scharfenberg

Wenn Agni aus dem Gleichgewicht gerät, kann sich das auf verschiedenen Ebenen zeigen. Ein Ausgleich der Doshas ist nicht mehr möglich, Gewebe können nicht optimal genährt werden und Transportkanäle verstopfen.

  • Das Tier wird träge oder nervös, wirkt müde oder überdreht.

  • Die Verdauung ist wechselhaft, der Appetit gestört.

  • Es entstehen Verstopfungen, Blähungen oder häufiger Durchfall.

  • Das Fell verändert sich, die Muskulatur kann abnehmen, das Gewicht steigt oder fällt scheinbar grundlos.

  • Nährstoffe „kommen nicht an“, obwohl die Fütterung an sich gut ist .

All das sind Hinweise darauf, dass nicht nur das Futter betrachtet werden sollte, sondern auch das, was im Körper damit passiert.

Hier schaut der Ayurveda genauer hin:
Wie geht es dem Verdauungsfeuer?
Und was braucht es, um wieder in Balance zu kommen?

Im nächsten Abschnitt erfährst du, welche vier Agni-Typen im Ayurveda unterschieden werden und wie du erkennst, welcher Typ zu deinem Hund oder Pferd passt.

Die vier Agni-Typen – und wie sie sich bei Hund und Pferd zeigen

So wie jedes Tier individuell ist, so ist es auch sein Verdauungsfeuer.
Im Ayurveda unterscheiden wir vier Agni-Typen – je nachdem, wie regelmäßig, stark oder schwankend das Feuer brennt.

Samagni – das gesunde, stabile Verdauungsfeuer

Samagni ist das Ideal: gleichmäßig, ausgeglichen, anpassungsfähig.
Ein Tier mit Samagni zeigt eine regelmäßige Verdauung, die Tiere fühlen sich nach der Futteraufnahme fit und vital, sie haben keine Verdauungsstörungen oder Unverträglichkeiten, einen regelmäßigen Appetit, ein stabiles Nervensystem und ein gesundes Körpergefühl.

👉 Tiere mit Samagni sind selten „auffällig“ – aber gerade deshalb darf man nicht vergessen, auch dieses Gleichgewicht zu pflegen und zu erhalten.

Tikshnagni – das zu stark arbeitende Verdauungsfeuer

Tikshnagni verbrennt Nahrung zu schnell. Der Körper kann kaum Nährstoffe speichern, alles geht, im wahrsten Sinne des Wortes, einfach „durch“. Es kommt zu einer Überaktivität im Gewebestoffwechsel, was zu einer Gewebsverminderung führen kann.

👉 Dieser Typ ist oft bei Tieren mit viel Pitta-Energie zu finden. Diese Tiere sind sehr leistungsbereit, könnten aber auch schnell unter Überforderung leiden - ein sprichwörtliches Ausbrennen ist die Folge.

Mandagni – das träge, zu schwach arbeitende Verdauungsfeuer

Mandagni ist langsam, schwerfällig und zeigt sich eher durch Verstopfung. Pferde und Hunde setzen häufig erst nach ausreichender Bewegung Kot ab. Der gesamte Gewebestoffwechsel ist verlangsamt. Dies kann zu einer Zunahme von Gewebe in minderer Qualität führen.

👉 Diesen Verdauungstyp finden wir häufig bei Kapha-dominierten Tieren – ruhige und etwas schwerfällige Tiere, die immer ein bisschen Motivation benötigen, um in die “Puschen” zu kommen.

Vishamagni – das unregelmäßige, wechselhaft arbeitende Verdauungsfeuer

Vishamagni ist wechselhaft. Gesunde und konstitutionsgerechte Nahrung wird mal gut und mal schlecht verdaut. Die Verdauung kann zwischen Verstopfung und Durchfall schwanken. Außerdem reagiert die Verdauung sehr empfindlich auf Veränderungen im Tagesablauf, insbesondere Stress.

👉 Vishamagni ist typisch für Vata-Tiere. Sie sind sensibel, schnell nervös und überreizt.


Oft treten diese Agni-Typen auch in Mischformen auf, je nach Dosha-Typ und Konstitution des Tieres.

Es lohnt sich also, nicht nur auf den Napf zu schauen, sondern auch auf das, was im Inneren ankommt – und was zueinander passt.

Denn, wenn Agni längerfristig in einem unausgeglichenen Zustand bleibt, führt das früher oder später zu Ama.

Ama - die Rückstände im Körper unserer Tiere

Wenn Agni zu schwach, zu unregelmäßig oder zu überaktiv ist, kann Nahrung nicht mehr vollständig verarbeitet werden.
Es bleiben Reste zurück – Stoffe, die weder ausgeschieden noch sinnvoll genutzt werden können.
Diese unverdaulichen Rückstände nennt man im Ayurveda Ama. Sie gelten aus ayurvedischer Sicht als eine wichtige Ursache, vor allem für chronische Erkrankungen.

Wenn wir beim Bild des Kamins bleiben:
Stell dir vor, du heizt täglich – aber das Abzugsrohr ist nicht ganz frei.
Mit der Zeit lagern sich dort Rückstände ab: etwas klebrig, schwer und es kommt immer mehr dazu.
Der Rauch kann nicht mehr richtig abziehen. Und irgendwann wird es sogar gefährlich – weil das System nicht mehr durchlässig ist.
Spätestens dann muss der Schornsteinfeger kommen.

Im Körper ist es ganz ähnlich.
Ama blockiert die feinen Kanäle (Srotas), über die aus ayurvedischer Sicht Nährstoffe, Informationen und Energie transportiert werden.
Es entsteht Stagnation – nicht nur im Bauch, sondern überall dort, wo eigentlich die Lebensenergie fließen sollte.

  • Die Verdauung wird träge.

  • Das Tier wirkt matt, reizbar oder „nicht ganz da“.

  • Chronische Themen schleichen sich ein.

Deshalb ist es so wichtig, nicht nur Symptome zu behandeln, sondern dort anzusetzen, wo die meisten Probleme entstehen: am Agni – dem Verdauungsfeuer.

Woran du ein gestörtes Agni erkennst

Wenn Agni aus dem Gleichgewicht gerät, zeigt sich das nicht immer gleich in großen Auffälligkeiten.
Oft sind es kleine, wiederkehrende Beschwerden, die erst auf den zweiten Blick sichtbar machen, dass die Verarbeitung nicht mehr stimmt.

Hier ein paar typische Anzeichen – geordnet nach den drei Doshas, die Agni jeweils auf ihre Weise beeinflussen:

Vata und Vishamagni – das unregelmäßig arbeitende Verdauungsfeuer

  • wechselnder Appetit, mal Heißhunger, mal Appetitlosigkeit

  • Blähungen, Bauchgeräusche, nervöser Darm, Kotwasser bei Pferden

  • harter oder unregelmäßiger Kot, auch mit Schleim - vor allem, wenn Stress vorangegangen ist

  • Unruhe beim Fressen, schnelle Ablenkbarkeit

👉 Vata braucht Routinen, Wärme, Erdung und vor allem: kein ständiges „Neues“ im Napf.

Pitta und Tikshnagni – das zu starke, überaktive Verdauungsfeuer

  • übermäßiger Appetit, Futter kann als Resource verteidigt werden

  • Sodbrennen, saurer Geruch aus dem Maul

  • häufiger Durchfall oder sehr weicher Kot

  • Gereiztheit, Ungeduld, bis hin zu aggressivem Verhalten

👉 Pitta-Tiere brauchen kühlende, ausgleichende Nahrung und manchmal auch emotionale Entlastung.

Kapha und Mandagni – das träge, schwache Verdauungsfeuer

  • langsame Verdauung, Neigung zu Verstopfung

  • wenig Appetit - oder nur auf “Ungesundes”

  • Aufstoßen, Übelkeit

  • Neigung zu Übergewicht

  • wenig Energie, Bewegungsmangel, „Kuscheltier-Mentalität“

  • Nahrungsreste im Kot

  • 👉 Kapha-Tiere profitieren von anregenden Gewürzen, regelmäßiger Bewegung, Struktur und leichten, warmen Mahlzeiten.

Diese Übersicht kann ein erster Hinweis sein, um das Verdauungsfeuer deines Tieres besser einzuschätzen.
Und sie hilft dir auch zu verstehen, warum nicht jedes Futter zu jedem Hund oder Pferd passt – selbst wenn es hochwertig ist.

Und möchte ich dir zeigen, was du ganz konkret tun kannst, um das Agni deines Tieres sanft zu stärken.

Was du für ein gesundes Agni tun kannst

Agni lässt sich leider nicht mit schnellen Tricks „reparieren“.
Es ist wie mit einem echten Feuer: Es braucht Geduld, Achtsamkeit und das richtige Holz zur richtigen Zeit.
Auch bei Hund und Pferd geht es nicht nur um eine „optimale Fütterung“, sondern darum, dass Futter und Verdauungskraft miteinander harmonieren.

Hier zeige ich dir, wie du Agni stärken kannst:

1. Warmes, gut verdauliches Futter – abgestimmt auf das die individuelle Verdauungskraft

  • Mandagni/Kapha: leicht, warm, anregend – z. B. kleine Mengen, erhitzende Futtermittel mit entsprechenden ayurvedischen Gewürzen, wenig Getreide - Kapha Pferde vertragen auch Fresspausen recht gut, Öle meiden.

  • Tikshnagni/Pitta: eher kühlend, beruhigend – z. B. sättigende, nährende Futtermittel, milde ayurvedische Gewürze, meist tut eine Mittagsmahlzeit Pitta sehr gut - bei Pferden lange Fresspausen vermeiden.

  • Vishamagni/Vata: warm, nährend, geerdet – z. B. regelmäßige Futteraufnahme, stressfrei und in ruhiger Umgebung. endblähende Gewürze wie Fenchel und Anis - Vata Pferden tut auch mal ein warmer Haferbrei gut.

👉 Hinweis: Rohfütterung ist nicht grundsätzlich falsch, aber oft zu schwer oder kühl für ältere oder sensible Tiere – eine schonend gegarte Alternative kann oft viel bewirken.

2. Ayurvedische Massagen - insbesondere Agni Massagen

Agni-Massagen sind mehr als nur „Bauch streicheln”. Sie können beruhigen oder anregen, bringen Wärme und Bewegung in den Bauchraum, fördern die Durchblutung, entspannen das Nervensystem.

In meiner Praxis kombiniere ich sie mit ayurvedischen Ölen und Kräutern, individuell abgestimmt auf Typ und Thema.
👉 Hier erfährst du mehr über meine Massagen für Hund und Pferd
👉 Oder lies mehr im Blogartikel zur Agni-Massage

3. Mentale und emotionale Ausgeglichenheit

Zum Schluss noch ein Wort zum Thema Stress.
Fast schon inflationär nutzen wir dieses Wort, aber er wirkt nicht nur auf unser Gemüt oder die Ausgeglichenheit unserer Tiere, sondern auch auf ihre Verdauung.
Denn effiziente Verdauung braucht vor allem eins: ein ruhiges, stabiles Nervensystem.

Agni reagiert empfindlich auf innere und äußere Unruhe.
Überforderung, ständige Veränderungen, zu viele Reize oder unausgesprochene Spannungen im Umfeld können das Verdauungsfeuer spürbar schwächen.

Oft hilft es, nicht nur beim Tier anzusetzen, sondern auch bei sich selbst.
Wie ruhig bin ich, wenn ich füttere?
Füttere ich unter Zeitdruck – oder nehme ich mir bewusst Zeit, die Mahlzeit zuzubereiten?

Denn jeder Ayurveda-Koch weiß:
Koche ich mit Liebe, kommt die Liebe bei dem an, der isst.

Wie präsent bin ich, wenn ich mit meinem Tier zusammen bin?
Wie oft sehe ich Menschen, die ihren Hund 300 Meter vorauslaufen lassen – während sie selbst mit dem Handy beschäftigt sind.

Dabei würde auch uns diese kleine Auszeit, diese achtsame Präsenz, oft so guttun.

Denn auch das ist Ayurveda: Selbstfürsorge, Achtsamkeit, Beziehung & Bindung zum Tier.

Fazit: Agni verstehen, heißt auch dein Tier tiefer zu sehen

Ein gesundes Agni ist viel mehr als „gute Verdauung“.
Es ist Ausdruck von Lebenskraft, Stabilität, innerem Gleichgewicht und der Fähigkeit, mit dem umzugehen, was das Leben bringt.

Wenn du beginnst, Futter, Verhalten und Befinden im Zusammenhang mit dem Verdauungsfeuer zu betrachten, verändert sich dein Blick.
Du wirst wacher für das, was wirklich gebraucht wird.
Und dein Tier spürt das.

Wenn du das Gefühl hast, dein Hund oder Pferd könnte Unterstützung brauchen – sei es durch eine typgerechte Fütterung, eine Agni-Massage oder eine individuelle Begleitung, dann melde dich gern bei mir.

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