Wofür ist Lavendelhydrolat gut? Wirkung bei Hund & Pferd + ein DIY Tipp
Ein Wochenende voller Lavendelduft. 💟
Während ich diese Zeilen schreibe, duftet es blumig, etwas herb und frisch nach Lavendel – denn ich habe ein kleines Experiment gewagt.
Auf dem Hof, auf dem ich lebe, stand der erste Lavendelschnitt an, und plötzlich hatten wir jede Menge Lavendelblüten zur Verfügung. Da kam der Tipp meiner lieben Hunde-Physiotherapeutin genau richtig: Lavendelhydrolat selbst destillieren, mit einer einfachen Topfdestille. Ich muss zugeben, ich war etwas skeptisch, ob das wirklich funktioniert. 😉
Kurzerhand habe ich alle Teile zusammengesucht - fast schon meditativ und in liebevoller Kleinarbeit die Blüten von den Stielen gezupft – denn wenn zu viel Kraut in die Destillation gerät, riecht das Hydrolat schnell zu herb. Und dann ging es los: Destillation in der eigenen Küche.
Heraus kam ein feines, blumig duftendes Hydrolat – und die Ausbeute war gar nicht schlecht: Rund 100 ml sind es geworden.
Währenddessen lag meine Goldie-Oma friedlich träumend neben mir. Ihre feine schwarze Nase bewegte sich leicht im Schlaf, was einigermaßen lustig aussah.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie Lavendelhydrolat auf Tiere und natürlich auch Menschen wirkt, wie du es bei Hunden und Pferden einsetzen kannst – und worauf du bei der Qualität achten solltest. Außerdem erfährst du, wie ich mein eigenes Lavendelhydrolat hergestellt habe – und das ganz ohne Profi-Equipment.
Inhaltsverzeichnis:
Ein Wochenende voller Lavendelduft
Was ist eigentlich ein Hydrolat?
Woher kommt der Name "Lavendel"?
Lavendel ist nicht gleich Lavendel
Lavendelhydrolat: Wirkung auf Körper & Seele
Lavendelhydrolat – Inhaltsstoffe, Duft und Wirkung
Lavendel aus Sicht des Ayurveda
Lavendelhydrolat selber machen – so geht’s
Beruhigende Hydrolate-Mischung
Möchtest du tiefer einsteigen?
Und für alle, denen der Begriff Hydrolat vielleicht noch neu ist – und die sich gerade fragen: „Wie jetzt – kein Lavendelöl, sondern Hydrolat?“ Hier kommt die Erklärung:
Was ist eigentlich ein Hydrolat?
Hydrolate, auch Pflanzenwässer genannt, entstehen bei der Destillation von Duft- bzw. Heilpflanzen. Während heißer Wasserdampf durch die Pflanzenteile strömt, nimmt er die flüchtigen und wasserlöslichen Moleküle der Pflanze mit – im wahrsten Sinne des Wortes “huckepack”. Am Ende der Destille kühlt sich dieser Dampf wieder ab und kondensiert.
Dabei entstehen zwei Phasen:
oben das ätherische Öl, welche die fettlöslichen Komponenten der Duft- bzw. Heilpflanzen enthält
unten das wässrige Kondensat – das sogenannte Hydrolat.
Hydrolate enthalten nur geringe Mengen von ätherischem Öl – gerade in der Tieraromatherapie sind sie deshalb ideal: gut verträglich, vielseitig einsetzbar – und meist pur auf der Haut anwendbar.
Woher kommt der Name “Lavendel”?
Der Name Lavendel leitet sich vom lateinischen lavare ab – das bedeutet „waschen“ oder „reinigen“. Schon im alten Rom wurde Lavendel dem Badewasser beigemischt, um Körper und Geist zu klären.
Bis heute steht Lavendel sinnbildlich für Reinigung – nicht nur äußerlich, sondern auch emotional: Er kann beruhigen, klären, Ordnung ins Gedankenchaos bringen – und manchmal auch Unerledigtes an die Oberfläche holen, das angeschaut werden möchte.
Wenn der Lavendel blüht, leuchten seine blau-lila Blüten schon von weitem. Fast jeder liebt ihn – und viele denken dabei sofort an die endlosen, violetten Blütenmeere der Provence.
Doch ist das wirklich der echte Lavendel? Denn…
Lavendel ist nicht gleich Lavendel.
In meinem Aromatherapie-Seminar ist das immer wieder ein Aha-Moment: Lavendel ist nicht gleich Lavendel. Es gibt knapp 40 Arten innerhalb der Gattung Lavendel, in der Aromatherapie und vor allem in der Tieraromatherapie spielt hauptsächlich der echte Lavendel eine wichtige Rolle.
Der Lavendel, den viele von den beeindruckenden Postkarten kennen, ist meist Lavandin (Lavandula x Intermedia) – eine Kreuzung aus echtem Lavendel und Speiklavendel. Lavandin wird großflächig angebaut, ist ertragreich und duftet kampferartig-frisch. Für Tiere ist er durch seinen hohen Kampferanteil eher ungeeignet. Auch die Arten Schopf- und Speiklavendel nutze ich bei Hunden und Pferden nicht.
Blühendes Lavendelfeld in der Provence - Lavandin
Weitere Arten:
Schopflavendel (Lavandula stoechas): schleimlösend, psychisch anregend.
Speiklavendel (Lavandula latifolia): kampferreich, belebend – diese Lavendelart enthält kaum beruhigende und schlaffördernde Ester.
Echter Lavendel (Lavandula angustifolia): mild, ausgleichend, fein duftend – ideal für die Anwendung bei Hunden und Pferden. Er wird meist von Biobauern kultiviert.
Berglavendel (Lavendel extra oder wild): wächst wild an Berghängen und wird noch von Hand geerntet - er enthält das breiteste Spektrum an Inhaltsstoffen.
Lavendelhydrolat: Wirkung auf Körper & Seele.
Die Wirkung von Lavendelwasser ist umfassend und man kann diese Pflanze zu recht, wie Susanne Fischer-Rizzi schreibt, als “blaues Wunder” bezeichnen. Für mich gehört Lavendelhydrolat und auch das ätherische Lavendelöl in jede Hausapotheke.
Seelische Wirkung:
Ausgleichend, beruhigend, entspannend, bei Erschöpfung auch anregend und aufrichtend, klärend, nervenstärkend, schlaffördernd.
Im Lavendel begegnen wir einer feinen, ausgleichenden, aber wie ich finde, auch energetisch stark wirkenden Pflanzenpersönlichkeit. Sie ist in der Lage auf unsere Stimmungen und Bedürfnisse einzugehen und das zur Verfügung zu stellen, was wir gerade brauchen.
Neben Orangenblütenwasser empfinde ich Lavendelwasser als eines der besten Anti-Stress Wässer. Dennoch sollte jedes Tier selbst entscheiden dürfen, ob ihm in der jeweiligen Situation Lavendel gut tut und gefällt.
Zur Beruhigung in stressreichen Situationen, etwa bei Tierarztbesuchen, Hufbearbeitung, Stallwechsel oder Autofahrten ist Lavendelwasser einen Versuch Wert.
Körperliche Wirkung:
Antiviral, bakterizid, entzündungshemmend, juckreizstillend, krampflösend, leicht schmerzstillend, verdauungsfördernd, wundheilend.
Lavendelwasser tut der Haut gut. Es beruhigt gereizte und leicht entzündete Haut und stillt Juckreiz. Somit eignet es sich zur Pflege von Schürfwunden und Insektenstichen, sowie zur Ohrenpflege.
Auf die Verdauung wirkt Lavendelwasser beruhigend bei nervös bedingten Darmbeschwerden. So kann eine feucht-warme Kompresse bei Blähungen und leichten Bauchspasmen kleine Wunder vollbringen.
Verantwortlich für diese schönen Wirkungen sind folgende Inhaltsstoffe:
Lavendelhydrolat – Inhaltsstoffe, Duft und Wirkung
Lavendelwasser enthält 1-3% ätherisches Öl. Im Pflanzenwasser finden sich u.a.:
Linalool - entzündungshemmend, tonisierend
Linalylacetat - krampflösend
β-Caryophyllen - entzündungshemmend, spasmolytisch
Cineol - konzentrationsfördernd, aufrichtend, antibakteriell, schmerzlindernd
Der Duft des Lavendelhydrolats ist herb, süß, krautig oder blumig – je nach Qualität und Lavendelart.
Auch der Anteil an mitdestilliertem Kraut spielt eine Rolle: Je mehr grüne Pflanzenteile enthalten sind, desto krautiger und weniger blumig wird der Duft.
Das kann manche erst einmal enttäuschen – so ging es auch mir, als ich mein erstes Lavendelhydrolat gerochen habe. Wenn man dann einmal ein echtes Lavendelblütenhydrolat in der Nase hatte, versteht man schnell, woran es liegt.
Deshalb: Nicht aufgeben, wenn dir der Duft beim ersten Mal nicht zusagt – man darf sich da durchprobieren. 😉
Lavendel aus Sicht des Ayurveda 🪷
Die ayurvedischen Grundeigenschaften des Lavendels sind spitz und ölig. Der Geschmack wird als scharf und bitter beschrieben (Hinweis: hier geht es um Lavendel als Tee oder in der traditionellen Kräuteranwendung, nicht explizit um das Hydrolat). Somit werden Vata und Kapha gesenkt.
Da das Hydrolat auch kühlend wirkt und bei Hautentzündungen eingesetzt werden kann, würde ich es auch bei Pitta Eigenschaften einsetzen.
Im Ayurveda wird Lavendel hauptsächlich wegen seiner nährenden, beruhigenden, krampflösenden und schmerzlindernden Wirkung geschätzt. So wird er bei Gliederschmerzen, Neuralgien und Schwindel, sowie bei Erkältungskrankheiten und Asthma eingesetzt.
Das ätherische Öl wird vor allem zur Vata-Regulation verwendet.
Falls du mehr über die Doshas Vata, Pitta und Kapha lesen möchtest - habe ich hier den passenden Blogartikel für dich.
Und nun?
Habe ich dich neugierig gemacht ? Möchtest du auch dein eigenes Hydrolat destillieren? Ich verrate dir, wie ich es gemacht habe 😊.
Lavendelhydrolat selber machen – so geht’s:
Ein eigenes Hydrolat herstellen ist eine sehr wertvolle Erfahrung. Sie verbindet dich mit der Pflanze, mit ihrem Geruch, mit ihren Eigenschaften. Vom ernten bis hin zum fertigen Pflanzenwasser alle Schritte mitzuerleben, habe ich als sehr berührend und auch beruhigend empfunden.
Was du brauchst:
einen großen Topf mit einem Siebeinsatz - entweder als passenden Aufsatz oder als flexiblen Einsatz für den Topf und den passenden Deckel für den Topf.
eine hitzebeständige Schüssel oder ein anderes Auffanggefäß, damit das Destillat zurück in die Schüssel tropfen kann.
Eiswürfel oder Kühlakkus um den Deckel zu kühlen
eine sterile Braunglasflasche zur Aufbewahrung
und natürlich jede Menge Lavendelblüten
So gehst du vor:
Die Lavendelblüten sorgfältig von den Stielen zupfen – ich nehme möglichst wenig Kraut dazu, damit das Hydrolat fein duftet.
Den Topf mit Wasser befüllen und die Blüten locker in den Pflanzenkorb (Siebeinsatz) legen.
Dein Auffanggefäß stellst du in die Mitte des Siebeinsatzes.
Den Siebeinsatz nun in bzw. auf den Topf geben und den Deckel umgekehrt auf den Topf legen.
Die Kühlakkus legst du nun in den umgedrehten Deckel.
Bringe nun das Wasser zum Kochen und lasse es dann ca. 45 Minuten vor sich in simmern.
Der Dampf steigt auf, reichert sich mit Pflanzenmolekülen an, kühlt ab und kondensiert.
Das Hydrolat wird tropfenweise aufgefangen.
Fülle zum Schluss dein fertiges Hydrolat in desinfizierte Braunglasflaschen ab.
Vorsicht beim Öffnen des Topfes - der Dampf ist ganz schön heiß.
Kennzeichne sie mit Datum und lagere dein Hydrolat kühl und dunkel. So ist das Hydrolat ca. 6 Monate haltbar.
Beachte: das Hydrolat darf ein paar Wochen reifen, bevor es seinen endgültigen Duft entfaltet. Hier ist also noch ein wenig Geduld gefragt, auch wenn es schwer fällt 🌸.
Und zum Schluss mag ich Dir noch gerne einer meiner liebsten Rezeptideen mitgeben:
Beruhigende Hydrolate-Mischung:
Für 50 ml Mischung:
30 ml Lavendelhydrolat
10 ml Rosenhydrolat
10 ml Orangenblütenhydrolat (Neroli)
Mische alle Hydrolate in einer desinfizierten Braunglasflasche und nutze es bei Bedarf als Körbchenspray, vor Autofahrten, vor Tierarztbesuchen, bevor der Schmied kommt, oder um begängstigende Situationen besser trainieren zu können.
Lass dein Tier jedoch bitte vorher schnuppern - dreht es sich weg oder zeigt dir anderweitig, dass es den Geruch nicht mag, macht es keinen Sinn.
Übrings: Abschlecken ist ausdrücklich erlaubt - wenn es dem Tier gefällt. 🤗
Möchtest du tiefer einsteigen?
Wenn du den achtsamen Umgang mit Pflanzenwässern wie Lavendelhydrolat oder ätherischen Ölen vertiefen möchtest, lade ich dich herzlich zu meinem Aromatherapie-Seminar im Herbst ein.
Dort erfährst du, wie du Hydrolate und ätherische Öle verantwortungsbewusst bei Hunden und Pferden einsetzen kannst – ergänzt durch Rezepturen aus der Praxis und vielen Fallbeispielen.
Oder möchtest du auf dem Laufenden bleiben, neue Impulse aus der Tieraromatherapie, dem Ayurveda oder der Ernährungsberatung erhalten?
Dann trag dich gerne in meinen Newsletter ein.
Ich schreibe regelmäßig – aber nur dann, wenn es wirklich etwas zu sagen gibt, du wirst also nicht direkt nach der Anmeldung mit zahlreichen E-Mails überrollt 😉.
👉 Hier geht’s zur Newsletter-Anmeldung
👉 Mehr Infos zum Seminar findest du hier
Ich freue mich auf dich 💌.
Quellen:
Das große Buch der Pflanzenwässer - Susanne Fischer-Rizzi
Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe - Eliane Zimmermann
Hydrolate - Pflanzenwässer - die vergessene Dimension der Aromatherapie und Aromapfelge - Eliane Zimmermann
Heilpflanzen im Ayurveda - Hans-Heinrich Rhyner und Birgit Frohn
Bilder: eigene Bilder und liebevoll ausgesucht aus der lizensierten Canva Pro Bibliothek